Geli Gas 2.0 - Bild einer Gasflamme

GeLi Gas 2.0: Digitalisierung im Gasmarkt

Neue Prozesse für mehr Effizienz

GeLi Gas 2.0: Der Start in die digitale Zukunft des Gasmarktes
27.11.2025
Digitale Transformation
Energie- & Versorgungswirtschaft

Die Energieversorgungswirtschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel: Mit der Einführung von GeLi Gas 2.0 werden die Marktprozesse im Gasbereich modernisiert und konsequent digitalisiert. Ein zentrales Thema ist dabei die Anbindung von Gaszählern an intelligente Messsysteme (iMSys). Doch warum ist das wichtig – und welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich daraus?

 

Die „Geschäftsprozesse Lieferantenwechsel Gas“ (GeLi Gas) bilden seit vielen Jahren den Rahmen für den Wechsel von Gaslieferanten und alle damit verbundenen Marktprozesse. Mit der Version 2.0 steht nun die erste umfassende Überarbeitung seit 2016 an. Die Ziele sind klar:

  • Digitalisierung weiter vorantreiben
  • Prozesse vereinheitlichen und enger an die Stromwelt anlehnen
  • Sicherheit und Effizienz erhöhen – u. a. durch den neuen Kommunikationsstandard AS4

 

Mit April 2025 wurde der Übertragungsweg für Gas verpflichtend auf AS4 eingeführt. Ab April 2026 folgen weitere Prozessvorgaben, darunter die Einführung einer Netzlokationsnummer sowie Anpassungen in Stammdatenprozessen und Abrechnungsstrukturen.

Neue Messeinrichtung für Gas

Intelligente Messsysteme (iMSys) bestehen aus einem modernen Messgerät und einem Smart Meter Gateway, das Messdaten sicher überträgt. Während iMSys in der Stromwelt bereits etabliert sind, beginnt der Rollout im Gasmarkt jetzt. Ziel ist es, Verbrauchsdaten automatisiert, sicher und transparent bereitzustellen.

Anbindung von Gaszählern an iMSys

Die technische Anbindung von Gaszählern an intelligente Messsysteme bringt neue Anforderungen mit sich:

  • Integration passender Kommunikationsprozesse für z.B. Störungen
  • Sichere Datenübertragung über Gateways
  • Hohe Interoperabilität zwischen unterschiedlichen Systemen und Herstellern

     

Herausforderungen

  • Unterschiedliche Messprinzipien bei Gas und Strom
  • Unterschiedliche Messstellenbetreiber und nur ein Gateway Administrator
  • Erhöhte Anforderungen an Datenschutz und IT-Sicherheit
  • Investitions- und Anpassungsaufwände für Hardware und IT-Systeme

 

Vorteile

  • Automatisierte Datenübertragung ohne Vor-Ort-Termine
  • Höhere Transparenz für Kundinnen und Kunden
  • Grundlage für neue datenbasierte Services wie Verbrauchsanalysen oder Effizienzberatung

Verschiedene Arten von Gaszählern und ihre Einsatzbereiche

Im Gasmarkt kommen unterschiedliche Zählertypen zum Einsatz, die je nach Kundengruppe und Druckstufe variieren. Für SLP-Kunden im Niederdruckbereich werden zunehmend wMBUS-Gaszähler nach DVGW-Arbeitsblatt G 694 eingesetzt, die für TAF 1 genutzt werden können und in der Regel einen z.B. monatlichen Zählerstand bereitstellen – wie es die GeLi Gas für diese Kundengruppe vorsieht. In höheren Druckstufen hingegen werden meist drahtgebundene Gaszähler nach DVGW Arbeitsblatt G 697 eingesetzt, die für bspw. TAF 7 zum Einsatz kommen und aufgrund ihres technischen Aufbaus eine stündliche Messwertbereitstellung ermöglichen und damit den Anforderungen im RLM-Umfeld entsprechen.

 

Ergänzend haben DVGW und VDE FNN gemeinsam ein Papier “Messwertstatus unterschiedlicher Sparten in Verbindung mit einem Smart-Meter-Gateway" zur einheitlichen Messwertkennzeichnung veröffentlicht, das für mehr Klarheit und Interoperabilität in der Messwertkennzeichnung unterschiedlicher Sparten sorgt (Quelle).

Prozessänderungen durch GeLi Gas 2.0

Die Einführung intelligenter Messsysteme hat direkte Auswirkungen auf bestehende Marktprozesse, insbesondere in den Bereichen Stammdatenpflege, Marktkommunikation und der Abstimmung zwischen Strom- und Gasprozessen.

 

  1. Komplexere Stammdatenpflege

    Mit neuen Geräten und Kommunikationswegen steigt die Komplexität der Stammdatenprozesse. Besonders wichtig ist die Geschäftsdatenanfrage, die spartenübergreifenden Stammdatenaustausch ermöglicht, etwa wenn:

    – der Messstellenbetreiber (MSB) Strom beim Netzbetreiber (NB) Gas erfragt, ob eine moderne Messeinrichtung vorhanden ist, oder

    – der MSB Gas beim NB Strom prüft, ob ein Smart Meter Gateway installiert wurde.

  2. Noch keine standardisierte Marktkommunikation für die Gas-Gateway-Anbindung

    Für die Anbindung von Gaszählern an Smart Meter Gateways existieren derzeit keine offiziellen Prozessfestlegungen. Alle Abstimmungen – auch zur Konfiguration des Gas-MSB als Messwertempfänger – erfolgen daher bilateral.

  3. Neue Umsetzung der Bewegungsdaten zum Lieferbeginn

    GeLi Gas 2.0 enthält neue Vorgaben zur Übermittlung von Bewegungsdaten im Kalenderjahr des Lieferbeginns, die künftig berücksichtigt werden müssen.

Wichtig: Noch keine Anpassung beim Lieferantenwechsel

Anders als bei Lieferantenwechsel für Strom-Verträge können Kunden ihren Gas-Lieferanten noch nicht innerhalb 24 Stunden wechseln. Dank modernisierter Übertragungsmechanismen erfolgt die Kommunikation jedoch schon jetzt schneller und sicherer, was die Prozessqualität deutlich verbessert.

Praxisbeispiele und Use Cases

Die neuen Möglichkeiten eröffnen Marktpartnern vielfältige Potenziale:

Automatisierte Mehr-/Mindermengenabrechnung
Digitale Kundenportale mit nahezu Echtzeit-Verbrauchsdaten
Präzisere Lastprognosen für Beschaffung und Netzbetrieb

Ausblick: WiM Gas 2.0 – Oktober 2026

Mit WiM Gas 2.0 folgt die nächste wichtige Weiterentwicklung der Gasprozesse. Die Anpassungen sind eng mit GeLi Gas 2.0 verzahnt und dienen vor allem der Harmonisierung und Digitalisierung des Messstellenbetriebs.

 

Wesentliche Neuerungen WiM Gas 2.0

  • überwiegend ergänzende Anpassungen zur Unterstützung von GeLi Gas
    • Anbindung einer neuen Messeinrichtung Gas an ein Smart Meter Gateway der Sparte Strom
  • überarbeitete und erweiterte Vorgaben zur Messwertübermittlung
  • neuer Use Case zum Ende des Messstellenbetriebs vom NB an den MSB
  • modernisierte Prozessdarstellungen und aktualisierte Aktivitätsdiagramme

Mit WiM Gas 2.0 wird ein weiterer Schritt zur Vereinheitlichung und Digitalisierung der Gasprozesse vollzogen.

GeLi Gas 4.0 – kein konkretes Startdatum

Mit GeLi Gas 4.0 beginnt eine neue Ära der Marktkommunikation im Gasbereich. Die Version treibt die Angleichung an die Prozesse des Strommarkts voran und setzt die europäischen Vorgaben für einen 24-Stunden-Lieferantenwechsel konsequent um.

 

Wesentliche Neuerungen GeLi Gas 4.0:

  • 24-Stunden-Lieferantenwechsel: Umsetzung der EU-Vorgaben in die Marktprozesse
  • Modernisierte Datenformate und Schnittstellen: Anpassung der EDIFACT-Nachrichten und stärkere Angleichung an Stromprozesse, inklusive möglicher API-Nutzung.
  • Erweiterte Automatisierung: Mehr Echtzeit-Kommunikation und weniger manuelle Eingriffe zur Erhöhung von Effizienz und Transparenz.
  • Integration neuer Energieträger: Berücksichtigung von Wasserstoff und Biogas in der Marktkommunikation zur Unterstützung der Energiewende.

 

GeLi Gas 4.0 wird die Branche vor große technische und organisatorische Herausforderungen stellen, bietet aber zugleich die Chance, die Marktprozesse zukunftsfähig und kundenorientiert zu gestalten.

Fazit

GeLi Gas 2.0 ist weit mehr als eine Prozessreform – es ist der Startschuss für die digitale Zukunft des Gasmarkts. Die Anbindung von Gaszählern an intelligente Messsysteme ist dabei ein zentrales Thema, das Netzbetreiber, Lieferanten und Kundinnen sowie Kunden gleichermaßen betrifft. Wer sich frühzeitig vorbereitet und ggf. IT-Dienstleister wie Arvato Systems ins Boot holt, profitiert rechtzeitig von effizienteren Prozessen, neuen Serviceoptionen und klaren Wettbewerbsvorteilen – und gestaltet die Energiewelt von morgen aktiv mit.

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Verfasst von

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Malte Münchenhagen
die Energie- und Versorgungswirtschaft

Malte Münchenhagen ist Consultant in der Energiewirtschaft und SAP-Berater mit Spezialisierung auf IM4G. Sein Schwerpunkt liegt auf Messwesen, intelligenten Messsystemen und GeLi Gas 2.0. Mit langjähriger Berufserfahrung unterstützt er Unternehmen der Energieversorgungswirtschaft bei der effizienten Einführung von IT-Lösungen.