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GeLi Gas 2.0 und GeLi Gas 3.0 - Was kommt auf Netzbetreiber und Lieferanten zu?

Regulatorische Veränderungen und ihre Auswirkungen auf die Gasversorgung

GeLi Gas 2.0 und GeLi Gas 3.0
13.05.2025
Digitale Transformation
Energie- & Versorgungswirtschaft

Die Energiewirtschaft steht vor großen Veränderungen, insbesondere im Bereich der Gasversorgung. Mit den neuen Versionen GeLi Gas 2.0 und GeLi Gas 3.0 werden wichtige regulatorische Anpassungen eingeführt, die sowohl Netzbetreiber als auch Lieferanten betreffen. In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die Hintergründe, die neuen Regelungen und die Auswirkungen dieser Änderungen. 

Hintergrund und Ziele der GeLi Gas 2.0

Das 2019 von der Beschlusskammer 7 der Bundesnetzagentur eröffnete Festlegungsverfahren zur GeLi Gas 2.0 endete im November 2023 mit dem Beschluss, die Geschäftsprozesse und Datenformate des Messtellenbetreiberrahmenvertrags und des Lieferantenwechsel Gas anzupassen. Dies bedeutet die erste Änderung der GeLi Gas seit dem Jahr 2016. 

 

Ziel der Anpassung ist es, die bestehenden Prozesse im Gasmarkt zu modernisieren und an die Prozesse im Strom anzugleichen. Die Umsetzung der GeLi Gas 2.0 erfolgt bzw. erfolgte zweigeteilt. Während die Umstellung der Marktkommunikation im Sektor Gas auf den neuen AS4-Standard bereits zum 01. April 2025 erfolgte, sind die prozessualen Änderungen der GeLi Gas 2.0 erst ab dem 01. April 2026 anzuwenden. Eine Anwendungshilfe zu GeLi Gas 2.0 wurde vom BDEW am 28. Februar 2025 veröffentlicht. 

Wichtige Änderungen und Ziele

Folgende Änderungen ergeben sich aus der Anwendungshilfe und dem Beschluss der Beschlusskammer 7: 

Einführung eines elektronischen Preisblatts für Gas

Dies soll die Transparenz und Vergleichbarkeit der Gaspreise erhöhen und den Wechselprozess für Kunden vereinfachen. 

Umstellung auf AS4 für den Datenaustausch ab dem 01.04.2025 und Nutzung der Smart-Meter-Public-Key-Infrastruktur

AS4 ist ein modernes Kommunikationsprotokoll, das sicherer und effizienter ist als die bisherigen Standards und dient in der Sparte Strom bereits seit dem 01.04.2024 als Standard in der Marktkommunikation. 

Integration des Messstellenbetreibers Gas in die Kommunikationsprozesse und Anbindung von neuen Messeinrichtungen Gas an ein Smart-Meter-Gateway Strom

Dies ermöglicht eine bessere Koordination und Datenübermittlung zwischen den verschiedenen Akteuren im Gasmarkt und schafft potenziell die prozessuale Grundlage für einen Smart-Meter-Rollout für Gas. 

Einführung und Ziele der GeLi Gas 3.0

In Folge des EuGH-Urteils vom 02.09.2021 (C-718/18) zur Unabhängigkeit der Regulierungsbehörde treten die Regelungen der Gasnetzzugangsverordnung (GasNZV) zum 31.12.2025 außer Kraft. Angedacht ist die Überführung der bisherigen Regelungsinhalte der GasNZV in bestehende Festlegungen und neuen Festlegungen. Infolgedessen sind nicht nur Anpassungen an GeLi Gas (GeLi Gas 3.0), sondern auch KARLA Gas (KARLA Gas 2.0), GaBi Gas (GaBi Gas 2.1) und ZuBIO in Arbeit. Ziel ist dabei, die Regelungen im Wesentlichen inhaltsgleich in die Festlegung zu überführen. Die Beschlusskammer verweist zudem auf das bestehenden Netzzugangssystem und betont die Stabilität des bisherigen Netzzugangssystem aus der GasNZV. 

 

Die Beschlusskammer 7 der Bundesnetzagentur sieht daher im Festlegungsentwurf der GeLi Gas 3.0 neben der Überführung der Inhalte aus der Gas Netzzugangsverordnung (GasNZV) derzeit keine Änderungen der Datenformate oder Prozessänderungen gegenüber den Festlegungen zu GeLi Gas 2.0 vor. Dies erscheint sinnvoll, vor allem im Hinblick auf die zum Zeitpunkt des laufenden Festlegungsverfahrens zu GeLi Gas 3.0 parallellaufende Umsetzung zu GeLi Gas 2.0 und einer potenziell anstehenden Umsetzung zum 24h Lieferantenwechsel Gas, die nicht Teil der GeLi Gas 3.0 ist. 

 

Aus der zweiten Konsultation im Rahmen des Festlegungsverfahrens ergeben sich folgende Anpassungen: 

Wichtige Änderungen und Ziele

Überführung relevanter Regelungen aus der GasNZV in die BNetzA-Festlegungen:

 

Dies soll für eine einheitliche und klare Regelung der Gasnetzzugänge sorgen. Zudem würde durch die Überführung der Inhalte aus der GasNZV sichergestellt, dass es nicht zu Regulierungslücken durch das Außerkrafttreten der GasNZV zum 31.12.2025 kommt. Folgende Themenbereiche stehen dabei im Fokus: 

  • Vertragliche Ausgestaltung des Netzzugangs 

  • Lieferantenwechsel Gas 

  • Messung 

Auswirkungen von GeLi Gas 2.0 und GeLi Gas 3.0 auf Netzbetreiber und Lieferanten

Die neuen Regelungen bringen sowohl Herausforderungen als auch Chancen für Netzbetreiber und Lieferanten mit sich. Die Umstellung auf elektronische Kommunikationsdaten und die Integration neuer Messeinrichtungen erfordern Investitionen in IT-Infrastruktur und Schulungen für Mitarbeitende.

Herausforderungen

Anpassung der IT-Systeme an die neuen Datenformate und Kommunikationsprotokolle durch GeLi Gas 2.0

Die Anpassungen erfordern eine umfassende Überarbeitung der bestehenden Systeme und kann mit erheblichen Kosten verbunden sein. 

Schulung der Mitarbeitenden im Umgang mit den neuen Prozessen und Technologien durch GeLi Gas 2.0

Die Mitarbeitenden müssen mit den neuen Regelungen und technischen Anforderungen vertraut gemacht werden, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.

Aufgliederung der Regelungen der GasNZV durch GeLi Gas 3.0

Vertragliche Regelungen und Begriffe werden auf verschiedene Festlegungen aufgeteilt. Dies kann unter Umständen zu Unklarheiten führen.

Chancen

Effizientere und transparentere Prozesse beim Lieferantenwechsel

Die neuen Regelungen sollen den Wechselprozess für Kundinnen und Kunden vereinfachen und beschleunigen, was zu einer höheren Kundenzufriedenheit führen kann. 

Bessere Integration und Nutzung von Smart-Meter-Daten zur Optimierung des Netzbetriebs

Die neuen Messeinrichtungen ermöglichen eine genauere Überwachung und Steuerung des Gasnetzes, was zu einer effizienteren Nutzung der Ressourcen führen kann. 

Fazit

Die Einführung von GeLi Gas 2.0 und GeLi Gas 3.0 markiert einen wichtigen und notwendigen Schritt in der Modernisierung des Gasmarktes und der Regulierung. Netzbetreiber und Lieferanten müssen sich auf die neuen Regelungen einstellen und ihre Prozesse entsprechend anpassen. Mit den richtigen Vorbereitungen können sie jedoch von den verbesserten, effizienteren und EU-Rechtskonformen Abläufen profitieren. 

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Verfasst von

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Yuken Furuno
Experte für energiewirtschaftliche Fragestellungen