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Die Blockchain als Treiber dezentraler Geschäftsmodelle

Was ist die Blockchain überhaupt und wie funktioniert das System in der Praxis?

Blockchain einfach erklärt
15.09.2020
Blockchain
Digitale Transformation

Günstiger, schneller und sicherer kooperieren durch Automation und den Einbezug mehrerer Parteien. Das verspricht die Blockchain und treibt so dezentrale Geschäfts- und Servicemodelle voran. Doch was ist die Blockchain überhaupt und wie funktioniert das System, auf dem sie basiert, in der Praxis?

Was ist die Blockchain?

Die Blockchain ist eine Form der dezentralen Peer-to-peer-Kommunikation, bei der Rechner gleichberechtigt in einem Netzwerk miteinander verbunden sind. In einer langen Kette von Datenblocks gelingt damit die sehr schnelle, dezentrale Speicherung und Verschlüsselung von Transaktionsdaten. Wesentlicher Vorteil ist dabei, dass über das System Datensätze innerhalb sehr kurzer Zeit und für alle Beteiligten überprüfbar ausgetauscht werden können. Prozesse beschleunigen sich - Kosten für Transaktionen sinken stark. 


Die grundsätzliche Funktionsweise dahinter hat der italienische Philosophie-Professor Maurizio Ferraris in einem Artikel in der Wochenzeitung ‚Die Zeit’ anhand des uralten Prinzips des sogenannten Kerbstocks anschaulich erläutert: Bei dieser Technik legt man zwei Stöcke nebeneinander und ritzt sie quer ein, „wobei jede Kerbe einer Schuld entspricht. Der Gläubiger nimmt einen Stock, der Schuldner den anderen. Der Gläubiger wird keine Kerbe hinzufügen und der Schuldner keine beseitigen können, da der Vergleich der zwei Stöcke die Fälschung sofort offenbaren würde.“ (Quelle) Insofern sei die Blockchain nichts anderes als ein weltweites, auf unzählige Computer ausgeweitetes Kerbholz. 

Warum der Name Blockchain?

Wie beim oben beschriebenen Prinzip des Kerbholzes, werden bei der Blockchain (im deutschen „Blockkette“) die einzelnen Blöcke hintereinander gereiht und kryptografisch verkettet. Die so entstandene Kette ist unveränderbar. Jeder Block besteht aus bestimmten Informationen (Header, ID, Zeitwert, Hashwert sowie den Verweis auf den Hashwert des vorangegangenen Blocks). Jeder Block besitzt durch den Hashwert eine Art digitalen Fingerabdruck, der ihn eindeutig identifiziert und darüber hinaus unveränderlich mit den Nachbarblöcken verkettet.

Was macht die Blockchain so sicher?

Die Validierung und Speicherung der Transaktionsdaten erfolgt dezentral über das Netzwerk, somit besteht keine Abhängigkeit von nur einem Server. Die Transaktionsdaten sind chronologisch, transparent, fälschungssicher und verschlüsselt auf jedem Knoten des Netzwerks verteilt. Über kryptografische Verschlüsselung werden die Datenblöcke entlang einer langen Kette miteinander verbunden. Diese Verschlüsselung und Verkettung der Informationen machen Transaktionen unveränderlich, nachvollziehbar und nahezu manipulationssicher. Um im Beispiel von Ferraris zu bleiben: Statt des Kerbholzes, also der Stäbe, werden sehr viele Festplatten genutzt – durch den stets möglichen Vergleich wird das Hinzufügen oder Löschen von sogenannten Blöcken (also im übertragenen Sinne den Kerben) verhindert.

Welche Vorteile bietet die Blockchain-Technologie?

Für eine perfekte Zusammenarbeit über die gesamte Wertschöpfungskette sollten Prozesse, Daten und Informationen stets verfügbar, vertrauenswürdig und nachvollziehbar sein. Die Dezentralität und Transparenz der Blockchain-Technologie bringt daher einige Vorteile für neue Geschäftsmodelle mit sich:

  • Zeitersparnis – Die Blockchain-Technologie ermöglicht effiziente und automatisierte Abläufe. Um Transaktionen zu beschleunigen, können bspw. Smart Contracts in der Blockchain gespeichert und automatisch ausgeführt werden.
  • Kostenreduzierung – Durch die direkte Peer-to-peer-Interaktion werden die Transaktionskosten für Teilnehmer innerhalb einer Blockchain minimiert.
  • Sicherheit – Da die Informationen nicht auf einem einzelnen Server, sondern in einem Netzwerk von Rechnern liegen, sinkt das Risiko für Ausfälle oder Cyberangriffe.
  • Transparenz - Alle Transaktionen können von allen Teilnehmern nachvollzogen werden, somit können alle Mitglied eines geschlossenen Netzes sicher sein, dass sie genaue und zeitnahe Daten erhalten.
  • Rückverfolgbarkeit - Die unveränderbaren Transaktionsdaten ermöglichen es, die Echtheit von Produkten oder Vermögenswerten zu überprüfen und Betrug zu verhindern. Somit können Unternehmen nicht nur Schwachstellen in verzweigten Lieferketten aufspüren, sondern auch Artikel bis zu ihrer Herkunft und ihren Erzeugern zurückverfolgen.

Anwendungsfälle für die Blockchain

Ihren Ursprung hat die Blockchain in der Kryptowährung Bitcoin, bei der Geldwerte ohne zentrale Bank-Instanz überwiesen werden können. Doch die beschriebenen Fähigkeiten der Blockchain der schnellen, günstigen und sehr sicheren Speicherung von Transaktionsdaten bieten nicht nur die Grundlage für digitale Währungen, sondern auch mannigfaltige Einsatzmöglichkeiten für diese Technologie in der Industrie: Ob Energiewirtschaft, Handel oder Medienbranche - die Blockchain hat das Potenzial, für Veränderungen in vielen Bereichen zu sorgen und bietet ganz neue Lösungsansätze für unterschiedlichste Aufgaben. 


So können beispielsweise in der Energiewirtschaft kostenintensive Marktkommunikationsstandards wie z.B. der Lieferantenwechsel im Energiebetrieb abgelöst werden. Im Bereich Logistik ist es möglich, Werteströme von Behältern in Dienstleister-übergreifenden Prozessen nachzuverfolgen oder die Qualität in kritischen Kühlkettenprozessen nachzuvollziehen (Track'n'Trace). Im  Lebensmittelhandel können marktübergreifende Herkunftsnachweise ermöglicht werden, um direkte und indirekte Rückrufaktionen schneller koordinieren zu können. Die Prozesse von Geschäftsmodellen im Medienbereich – zum Beispiel Video on Demand – sind leichter umzusetzen. So lassen sich z.B. auch kleinteilige Abrechnungen für digitalen Content wie Musik, Video oder Artikel einfacher handhaben. 

 

All diese Beispiele sind sicher nur die Spitze des Eisberges und geben nur einen ersten Eindruck vom enormen Potential, das die Blockchain in sich birgt. Und das, obwohl wir eigentlich nur von einem „digitalen Kerbholz“ sprechen.

Blockchain & Smart Contracts

In der Blockchain-Technologie scheint nichts unmöglich – Schlagwörter wie Bitcoin, Ethereum und Smart Contracts schwirren aktuell durchs Netz. Wir stellen nun die Frage, was so smart an Verträgen auf Basis der Blockchain ist.

Verfasst von

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Martin Weitzel
Experte für Innovationsthemen