In 30 Minuten in die Cloud
Die sogenannten chinesischen Mauern („Chinese walls“) zwischen IT-Mitarbeitern und Managern in Unternehmen scheinen unüberbrückbar. Und das gilt heute noch viel mehr als vor zehn oder zwanzig Jahren. Zu speziell – so scheint es – ist das Wissen über den Umgang mit moderner IT.
Die Fakten im Überblick
- Die Basis einer guten Kommunikation von Management und Fachabteilung mit ihren IT-Kollegen ist ein Minimum an Know How zu IT und Cloud. Trotz digitaler Transformation verfügen nicht alle Manager über entsprechende Grundkenntnisse.
- Dabei ist der Start in die Cloud auch für Nicht-ITler denkbar einfach: Ein Internet-Zugang, eine Kreditkarte und 30 Minuten Zeit reichen aus, um eine virtuelle Maschine (VM) in der Cloud aufzusetzen.
- AWS, Azure sowie Google Cloud Platform bieten die Nutzung von Cloud-Ressourcen für Einsteiger in den ersten 12 Monaten sogar kostenfrei an.
- Wie eine virtuelle Maschine auf Azure aufgebaut wird, zeigen wir in diesem Beitrag.
Digitale Transformation ohne IT-Kenntnisse?
Viele Manager beobachten die notwendigen Schritte der digitalen Transformation aus sicherer Entfernung. Sie weigern sich intuitiv, ihre IT-Kenntnisse zu verbessern oder auf unternehmensrelevante Bereiche auszudehnen. Eine gute Kommunikation zwischen den Fachabteilungen und IT-Bereichen wird so erschwert – oder ist erst gar nicht möglich.
Begriffe wie „virtuelle Maschinen“, „Cloud-Server“ oder „Webapplikationen“ scheinen für viele Manager unerreichbar. Dabei sind die ersten Schritte auf dem Weg in die Cloud gar nicht schwer. Jede(r) Internetznutzer(in) kann sich selbst ein Bild davon machen, wie schnell und einfach eine virtuelle Maschine in der Cloud gestartet werden kann.
Internetzugang + Kreditkarte – und schon geht´s in die Cloud
Alles was Sie benötigen, ist ein Rechner mit Internetzugang und eine Kreditkarte. Und schon kann es losgehen. Und das Schöne: die ersten Gehversuche sind sogar kostenlos!
Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie bei Ihrem ersten Ausflug in die Welt der virtuellen Maschinen bei Microsoft (Azure), Google (Google Cloud Platform) oder Amazon (AWS) starten.
Alle großen Anbieter bieten kostenlose Startpakete an, die es dem Nutzer erlauben, sich schnell einen Überblick über die Möglichkeiten der Cloud zu verschaffen und diese selbstständig zu testen
Die großen Anbieter ähneln sich dabei in ihren Angeboten
- Amazon bietet einen 12-monatigen Test der Cloud-Ressourcen über die AWS-Startseite. Dabei stehen dem Nutzer 750 Stunden kostenlose Datenverarbeitung, 5 Gigabyte Speicher und 750 Stunden Nutzung der AWS Datenbank zur Verfügung.
- Google offeriert auf seiner Google Cloud Plattformen (GCP) ebenfalls ein 12-monatiges kostenloses Testangebot. Darin enthalten sind ein Guthaben von 300 USD und Zugriff auf viele gängige Cloud-Ressourcen.
- Und auch Microsofts Cloud-Plattform Azure hält ein entsprechendes Angebot bereit: Hier hat der Nutzer die Möglichkeit, ebenfalls 12 Monate kostenlos 55+ Cloud-Dienste zu nutzen. Zusätzlich steht ihm ein Guthaben von 200 USD zur Verfügung.
Um zu zeigen, wie einfach und schnell auch Nicht-ITler in der Public Cloud durchstarten können, wird im Folgenden beschrieben, wie ein Cloud-Konto erstellt und darüber eine erste virtuelle Maschine (VM) beim Anbieter Microsoft (Azure) gestartet wird.
1. Freischalten des Microsoft-Kontos
Der erste Schritt auf dem Weg zum ersten eigenen Cloud-Server besteht darin, sich auf der Azure-Webseite für den Zugang zu den Azure-Cloudprodukten zu registrieren.
Dazu wird zunächst die Startseite aufgerufen (https://www.azure.com) und der „Start-Free“-Button gedrückt.
Im Anschluss durchläuft der Nutzer einen Registrierungsprozess, bei dem u.a. Kreditkarteninformationen abgefragt werden. Achtung! Das Konto wird dabei nicht belastet. Stattdessen wird eine 0 USD Transaktion durchgeführt, um die Identität des Nutzers zu verifizieren.
Eine ausführliche Beschreibung des Anmeldeprozesses finden Sie hier.
2. Erstellen neuer Ressourcen
Auf der Startseite des Azure-Portals kann es dann direkt losgehen: Nach dem Einloggen erhält der Nutzer die Möglichkeit, eine neue Ressource zu erstellen.
Wählt der Nutzer diese Option aus, so erhält er im Folgenden unterschiedliche Angebote – unter anderem stehen der Aufbau einer SQL-Datenbank oder der Start eines DevOps-Projekts zur Auswahl.
Um aber eine erste virtuelle Maschine zu erstellen, wählt der Nutzer die Option: „Windows Server 2016 Datacenter“.
3. Konfiguration der virtuellen Maschine
Auf der nächsten Seite beginnt der Nutzer dann bereits damit, seine virtuelle Maschine zu konfigurieren. Als Abonnement wird die „Kostenlose Testversion“ ausgewählt. Beim Unterpunkt „Ressourcengruppe“ wird „Neues Element erstellen“ ausgewählt und anschließend „myResourceGroup“ eingetippt.
Unter den Instanzendetails können weitere Optionen für die Konfiguration des Servers ausgewählt werden. Unter anderem gibt der Nutzer seinem virtuellen Server einen Namen, damit er ihn später auch entsprechend auswählen und ansteuern kann. In allen anderen Feldern der Instanzendetails können die voreingestellten Konfigurationen übernommen werden.
Zusätzlich wird der Nutzer aufgefordert, die Anmeldedaten für den virtuellen Server festzulegen. Dazu gibt er einen Nutzernamen und ein Passwort an.
Unter „Regeln für eingehende Ports“ wählt der Nutzer bei „Öffentliche Eingangsports“ die Option „Ausgewählte Ports zulassen“. Im Dropdown-Menü werden dann die beiden Optionen „HTML“ und RDP (3389) angegeben. Die übrigen Einstellungen können unverändert bleiben.
Zusätzlich muss sich der Nutzer unter dem Reiter „Verwaltung“ für ein Speicherkonto entscheiden und diesem einen individuellen Namen geben.
4. Herzlichen Glückwunsch! Sie haben eine VM in der Cloud initialisiert!
Und dann ist es schon fast soweit: Bevor der Prozess abgeschlossen ist, erhält der Nutzer nochmals einen Überblick über die von ihm gewählten Optionen. Klickt der Nutzer nun auf „Erstellen“ und wartet einige Augenblicke, ist es vollbracht:
Sie haben ihren ersten virtuellen Server in der Cloud initialisiert und können nun auf dessen Rechenleistung zugreifen. Herzlichen Glückwunsch!
Wie ein solcher Zugriff funktioniert wird in zahlreichen Tutorials dargestellt, zum Beispiel in diesem hier.
Mit wenigen Klicks in die Cloud
Über das eigene Azure-Konto hat der Nutzer Zugriff auf ein Dashboard, das es ihm ermöglicht, seinen ersten virtuellen Server zu steuern und zu überwachen.
Und wenn der Nutzer schließlich genug getestet hat, so kann er den Server auch wieder mit einem Mausklick auf den Button „Beenden“ abschalten.
So einfach funktioniert also das Aufsetzten und Konfigurieren und Abschalten virtueller Ressourcen in der Cloud.
Mit dieser neuen Erfahrung ist die „Chinese Wall“ zwischen Management, Fachabteilung und IT-Bereich sicher ein Stückchen kleiner geworden. Und vielleicht bieten diese ersten Schritte den Beteiligten beim nächsten Business-Lunch einen Anknüpfungspunkt, um sich über die Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung virtueller Maschinen und weiterer Dienste aus der Cloud auszutauschen.